© Felix Salomon | DAV-Sektion Feucht

Ausbildung zum Trainer B Alpinklettern

Lernen und Lehren im Wilden Kaiser

12.08.2024

Für eine gute Woche ging es zurück auf die Schulbank, um meine Alpinklettern-Skills zu überprüfen und zu verbessern.

Ein bunter Haufen traf sich Abends gut gelaunt auf der Gaudeamushütte am Fuß des Wilden Kaisers. Hochmotiviert lernte man sich kennen, tauschte die ein oder andere Erfahrung aus, und spekulierte gemeinsam, welche Prüfungstour es denn nun werden würde und wie die beiden Ausbilder denn so drauf wären. Da das Wetter erst einmal keine größeren Klettertouren zuließ, ging es anderntags an den nahegelegenen Schleierwasserfall, ein Top-Sportklettergebiet (unter anderem die erste 9a+ weltweit, "Open Air" von Alex Huber, findet man dort neben vielen anderen schweren Linien). Geschütz vor dem Regen übten wir uns in verschiedenen Rettungs- und Seiltechniken und kamen sogar ein bisschen zum Klettern.

Auch am zweiten Tag war das Wetter noch etwas unsicher, aber es gibt ja glücklicherweise neben der Hütte einen kleinen Klettergarten, der sich hervorragend anbot, die Lehrproben abzuhalten: Immer zwei Teilnehmer mussten ein Thema  vorbereiten, das heißt erst einmal verstehen, worum es überhaupt ging; dann ein geeignetes Übungsgelände ausfindig machen und schließlich überlegen, wie man den Stoff den anderen Teilnehmern am besten beibringt. Dabei waren Themen wie Standplatzbau an fraglichen Fixpunkten, Reibungskletterei, einen gestürzten Nachsteiger zurück in die Falllinie bringen, um dann ablassen oder hochziehen zu können, sowie die Seilverlängerung beim Ablassen mit Halbmastwurf.

Damit ging der Tag wieder schnell rum, und abends hieß es dann Tourenplanung für den nächten Tag und gemeinsames Abendessen.

Die "Eingehtour" meiner Gruppe wurde kurzer Hand neu verhandelt, und so wurde es statt der Rittlerkante (6+) dann gleich die Südostkante am Karlspitzpfeiler - mit 5 Seillängen zwar nicht sehr lang, dafür aber zwei Längen im unteren siebten Grad - ein fordernder Einstieg in die Kletterei des Wilden Kaisers, der sich als extrem vielseitig und schön entpuppte!

Am nächsten Tag stand ein wahrer Klassiker auf dem Programm: Übr die Schüle-Diem / Haslacher-Behringer (6+) auf Predigtstuhl-Mittelgipfel - sogar in die Pause-Extrem-Sammlung hat es diese Tour geschafft. Sie fordert alles, von Verschneidungen über einen Kamin bis zu einer Querung mit trickreicher Abkletterpassage. Man spürt die vielen Begehungen leider bereits deutlich - manch Rissverschneidung bietet kaum noch Reibung, und so heißt es ordentlich zupacken - insbesondere, wenn die richtige Technik fehlt....

Nach den Tourentagen standen die Prüfungen zum persönlichen Können in den Bereichen Bergrettung und Seiltechnik auf dem Programm. An mehreren Stationen kam jeder auf seine Kosten; es galt, die bisher gelernten Module zu kompletten Abläufen zusammenzubauen, nachdem man ein etwas komplexeres Szenarion analysiert und durchschaut hatte. So musste zum Beispiel in meiner Prüfung zur Seiltechnik ein solider Stand an fraglichen Fixpunkten mitten in der Route aufgebaut werden, um den Nachsteiger dann hochzusichern. Hier ging es also darum, das Wissen zum Thema Standplatzbau sowie die Standplatzorganisation umzusetzen. Bei der Begrettung durfte ich erst den gestürzten Kollegen in die Falllinie bringen (die Problematik dabei bestand darin, das Seil aus der gespannten Expresse auszuhängen und ihn langsam und kontrolliert ans Ziel zu bringen), um ihn dann mittles Seilverlängerung bis auf den Boden abzulassen. Andere Prüfungen umfassten den Aufstieg am gespannten Seil in Kombination mit Seilverlängerung, Prusiktechnik und Bodyhauling.

Nach den Prüfungen des Vortags ging es dann nochmal gemeinsam in der großen Gruppe auf den Nordgrat der Hinteren Goinger Halt - mit 3+ nicht übermäßig schwer, aber ideales Übungsgelände für Seiltechniken wie gestaffeltes Klettern, die typischerweise in solchen Touren anzuwenden sind. Dazu noch in Zustiegsschuhen - da wird auch eine 3+ Platte durchaus mal spannend! Rechtzeitig vor dem großen Regenguß waren die meisten wieder an der Hütte.

Die letzten beiden Tage waren dann nochmal Prüfungstage: in den Prüfungstouren wurde noch einmal das komplette Spektrum an Führungs- und Seiltechniken abverlangt. Als erstes ging es in den Dreierweg (6-) am Leuchsturm, am nächsten Tag dann doch noch über die Rittlerkante (6+) auf den spitzen Turm des Bauernpredigtstuhl.

Tja, und dann war die Woche auch schon wieder vorbei! Wie bisher jede Aus- oder Fortbildung, die ich besucht habe, war es eine tolle Sache, mit Ausbildern und anderen motivierten Traineranwärtern zu tüfteln, lernen, zu schwitzen und zu lachen. Vielen Dank an Jochen und Andi, ihr wart super! Und natürlich an den Rest der Truppe: Marina, Bianca, Flo, Leonardo, Yong-Seong, Tobi, Julian, Sebastian und Stefan! Vielleicht läuft man sich ja mal wieder über den Weg ...

Felix Salomon